Bachelor Europäische Kultur und Ideengeschichte (European Studies)
ZieleDie europäische Kultur und die ihr zugrunde liegenden Ideen sollen nach wissenschaftlichen Standards beschrieben und erklärt werden. Das Material, das einer methodischen Analyse unterzogen wird, besteht in der europäischen Ideengeschichte und deren Einbettung in politisch-soziale Entwicklungen von der Antike bis zur Gegenwart, wobei die europäische Moderne (seit der wissenschaftlichen Revolution im 17. Jahrhundert) einen Schwerpunkt bildet. Das Studium sollte zu einem vertieften Verständnis der Faktoren führen, die die europäische Kultur als eine wissenschaftlich-technische Zivilisation geprägt haben, und zu einer fundierten Kenntnis der Quellen eines demokratischen Rechtsstaats. Die Studierenden sollen lernen, Probleme zu erkennen, diese in größere Zusammenhänge einzuordnen und Lösungsstrategien zu entwickeln. Eine wichtige Funktion dabei hat die Methode des rationalen Argumentierens, die in entsprechenden Lehrveranstaltungen vermittelt wird.
AnforderungenWie in allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen ist auch für EUKLID Interesse und Freude am Lesen eine zentrale Voraussetzung. Zur Lektüre gehören sowohl klassische "Quellentexte", theoretische Abhandlungen, philosophische, soziologische, literaturwissenschaftliche und historische Fachliteratur, Gesetzestexte, Artikel in Fachzeitschriften wie auch "einschlägige" Romane und überregionale Tages- bzw. Wochenzeitungen. Unabdingbar sind Fremdsprachenkenntnisse, insbesondere des Englischen, des Lateinischen und des Französischen. Ein Großteil der Fachliteratur wird heutzutage in Englisch publiziert, aber auch so mancher "Klassiker" der Moral- und Staatsphilosophie ist angelsächsischen Ursprungs. Für das Quellenstudium ebenfalls wichtig sind Latein und Französisch. Eine dieser beiden Sprachen kann allerdings durch Altgriechisch oder Italienisch ersetzt (oder ggf. ergänzt) werden (s. Kap. 2.2: Prüfungen). Andere Ersetzungsvarianten gibt es nicht! Redegewandtheit und Ausdrucksfähigkeit im Schriftlichen gehören ebenso zu den Voraussetzungen wie die Bereitschaft, sich auf Texte und Themen einzulassen, die nicht immer den eigenen Interessen voll und ganz entsprechen.
TitelBachelor of Arts (B.A.)
Inhalt"Europäische Kultur und Ideengeschichte" ist die offizielle Bezeichnung für einen neu konzipierten Studiengang. Er trägt der heutzutage oft geforderten Interdisziplinarität dadurch Rechnung, dass in ihm die vielfältigen Ausprägungen der europäischen Kultur und deren Entwicklung unter philosophischen, literaturwissenschaftlichen, historischen und soziologischen Gesichtspunkten dargestellt und analysiert werden. Eines der Merkmale der europäischen Kultur ist deren wissenschaftlich-technische Ausrichtung. Einige Wurzeln dieser Wissenschaftlichkeit und der zugehörigen Form der Rationalität sind schon in der griechischen Antike zu finden. Den Römern verdanken wir einige unserer Vorstellungen von Recht und Rechtsstaatlichkeit. Das Christentum leistete einen wesentlichen Beitrag zu Werten, Wertvorstellungen, Menschen- und Weltbildern und die so genannte Aufklärung des 17. und 18. Jahrhunderts rückte u. a. den Menschen als "mündig" und als Bürger in den Vordergrund. Das sind nur einige Beispiele, aber selbstredend gibt es keine geradlinige Entwicklung etwa von den antiken Naturphilosophen bis zur modernen Gentechnologie, von Drakons Gesetzen bis zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland oder von Aristoteles' Ethik zu gegenwärtigen Moralvorstellungen. Die europäische Kultur und ihre Geschichte sind gekennzeichnet von Brüchen, Konflikten und Spannungen: z.B. zwischen Kirche und Staat bzw. im Mittelalter zwischen Papst und Kaiser, zwischen Individuum und Gemeinschaft, zwischen Legalität und Moralität, zwischen allgemein europäischen und spezifisch nationalen Entwicklungen und nicht zuletzt zwischen den großen theoretischen Entwürfen und der Lebenswirklichkeit.
Der sechssemestrige BA-Studiengang EUKLID besteht aus sechs so genannten Basismodulen sowie zwei Vertiefungsmodulen. Ein Modul ist die Zusammenfassung von (in der Regel) vier Lehrveranstaltungen, die einem bestimmten Themengebiet zugeordnet sind. Die sechs Basismodule sind:
1. Antike Grundlagen Europas. In diesem Modul wird nicht nur ein grober Überblick über die antiken Wurzeln der europäischen Kultur und Zivilisation vermittelt, sondern auch exemplarisch der Zusammenhang zwischen verschiedenen kulturellen Faktoren durchschaubar gemacht. In einer Überblicksvorlesung wird zwar einerseits die antike Philosophiegeschichte dargestellt, diese wird aber andererseits in die allgemeine politische Geschichte eingebettet, wobei auch Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte thematisiert werden. In zwei so genannten exemplarischen Seminaren beschäftigen sich die Studierenden mit antiken Quellen (Texten). In einem weiteren Seminar lernt man anhand einschlägiger antiker Quellentexte die Voraussetzungen neuzeitlicher und moderner Debatten kennen (Stichworte sind: Rhetorik, Poetik und Hermeneutik).
2. Mittelalterliche Beiträge zur europäischen Identität. Dieses Modul besteht aus zwei Vorlesungen, in denen zum einen wesentliche Themen der mittelalterlichen Philosophie und zum anderen die Literatur und Kultur des Mittelalters dargeboten werden. Zwei exemplarische Seminare (mit weit gestreuten Themen, z.B. zu Dante, zu Augustinus, zum Islam im Mittelalter, aber auch zu Ecos "Name der Rose") vervollständigen das Modul.
3. Frühneuzeitliche Wurzeln des modernen Europa. In zwei aufeinander abgestimmten Vorlesungen - die eine allgemein historische, die andere ideengeschichtlich - wird eine problemorientierter Überblick über die frühe Neuzeit (bis zur Französischen Revolution) gegeben.
Die beiden expemplifizierenden Seminare können neben dem historischen, philosophischen und literaturwissenschaftlichen Themen gegebenenfalls auch solche aus dem Bereich der Soziologie, der Kunstgeschichte oder der Pädagogik haben.
4. Die europäische Moderne. In zwei aufeinander abgestimmten Vorlesungen - die eine allgemein historische, die andere ideengeschichtlich - wird eine problemorientierter Überblick über die europäische Moderne (1789 bis zur Gegenwart) gegeben.
Die beiden expemplifizierenden Seminare können neben dem historischen, philosophischen und literaturwissenschaftlichen Themen gegebenenfalls auch solche aus dem Bereich der Soziologie, der Kunstgeschichte oder der Pädagogik haben.
5. Ars Rationalis et critica. In diesem Basismodul werden in vier Veranstaltungen die Methoden der Geschichtswissenschaften und allgemeine Verfahren der logischen Analyse vermittelt sowie vertiefte methodische Einführungen in einer der Fächer Geschichtswissenschaft, Philosophie oder Literaturwissenschaft. Die Wahl dieser Vertiefungen im zweiten Studienjahr empfiehlt sich mit Blick auf den thematischen Schwerpunkt im 3. Studienjahr zu treffen.
6. EUKLID: Theorie und Praxis. Hier werden in vier Veranstaltungen Schlüsselthemen für das Studium der europäischen Kultur und Ideengeschichte sowohl aus einer historischen als auch einer philosophischen Perspektive behandelt. Gemeinsamer Schnittpunkt sind die Verflechtungen von Politik, Ethik, Technik und Wissenschaft.
Die angeführten sechs Module sind im ersten und zweiten Studienjahr zu absolvieren.
Im dritten Studienjahr ist aus dem Angebot der Fächer Germanistik oder Geschichte oder Philosophie ein fachspezifisches Vertiefungsmodul zu wählen sowie ein interdisziplinäres Modul zu besuchen.